Teure Rückenschmerzen: Viele medizinische Interventionen trotz dünner Beweislage
Ob Röntgen, CT oder MRI – bei Rückenschmerzen setzen viele Ärzte auf den Einsatz bildgebender Verfahren. Über 85 Prozent der Behandelten erhalten zudem Schmerzmittel, in vielen Fällen davon sogar Opiate (40 Prozent). Dies führt zu hohen Gesundheitskosten, wie eine Untersuchung der Universität Zürich mit Daten der Groupe Mutuel feststellt.
Fast jeder kennt sie: Rückenschmerzen im unteren Rücken. In der Schweiz sind über 80 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal in ihrem Leben mit diesem Leiden konfrontiert. Auf der Liste der Gründe für einen Arztbesuch stehen sie weit oben. Das Institut für Hausarztmedizin der Universität Zürich hat daher mit Unterstützung der Groupe Mutuel die Datenlage zu Behandlungen von Rückenschmerzen im unteren Rücken analysiert.
Untersucht wurden Versicherte mit bildgebenden Verfahren wie Röntgen, CT oder MRI. Die Autoren der Studie stellen fest, dass über 85 Prozent der Behandelten mindestens ein Schmerzmedikament erhielten. Mehr als zwei von fünf Personen wurde dabei ein Opiat verschrieben. In 30 Prozent der Opiat-Abgaben sogar starke Mittel wie Fentanyl, Oxycodon oder Morphin, die auch für ihr Suchtpotenzial bekannt sind. Dies obwohl smarter medicine von einer Opiat-Abgabe bei unspezifischen Rückenschmerzen abrät.
Viele Behandlungen ohne akute Warnzeichen
Von den gewählten bildgebenden Verfahren wurde das MRI mit 44 Prozent am häufigsten durchgeführt. Von weiteren Studien ist bekannt, dass MRI-Untersuchungen häufig zu früh und ohne gute Indikation durchgeführt werden. Sie führen ausserdem eher zu Folgeuntersuchungen sowie Folgekosten und können sogar den Heilungsverlauf verzögern.
Im Durchschnitt verursachten die Behandelten im untersuchten Zeitraum jedes Jahr Kosten von 518 Millionen Franken Total und 8722 Franken pro Patient (Bruttokosten OKP). Patienten, die an Rückenschmerzen litten und per bildgebendem Verfahren untersucht wurden, hatten 72 Prozent höhere Gesundheitskosten als solche ohne. «Die Studie zeigt auf, dass Patienten mit Rückenschmerzen oftmals überversorgt werden. Der Nutzen einer Behandlung sollte in Zukunft im Zentrum stehen – und mit einem entsprechenden Modell abgegolten werden», erklärt Daniel Volken, Leiter Generalsekretariat der Groupe Mutuel.
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